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Der Mensch, der Mensch, der Mensch...

Machtwille ist maßlos

Dr. Eugen Drewermann, Theologe, Philosoph, Psychotherapeut
Er ist habilitierter katholischer Theologe, studierte auch Philosophie und Psychoanalyse, und arbeitete als Priester und Privatdozent. Auf Grund seiner Kirchenkritik durfte Drewermann von 1991 an nicht mehr lehren, 1992 untersagte ihm Papst Johannes Paul II auch das Predigen und die priesterliche Tätigkeit. Seither ist er als Seelsorger und freier Schriftsteller tätig, publizierte zahlreiche Bücher. Eugen Drewermann wurde 1940 in Bergkamen geboren und wohnt heute in der Innenstadt von Paderborn.

Auszug aus einem Interview mit Dr. Eugen Drewermann, das Gespräch führte Manfred Loosen. Aus http://www.bioverlag.de

Welche Bedeutung hat für Sie: Macht euch die Erde untertan?

Manche Theologen werden betonen, dass „Macht euch die Erde untertan“ nicht bedeutet, man bekomme nun ein Recht auf schrankenlose Ausbeutung der Natur. Dennoch geht es um einen Herrschaftswillen, den der Mensch als Ebenbild Gottes über die Schöpfung legen soll. Diese Interpretation ist bis heute vielleicht das einzige Gebot Gottes, das wir wirklich gehalten haben. Der Machtwille des Menschen über die Kreatur ist maßlos, das Recht desgleichen, das wir uns zueignen, mit den Tieren alles zu machen, was uns vermeintlich nützt. Eine Ethik, die den Begriff der Verantwortung nur in Richtung auf den Menschen definiert, ist skrupellos.
Die Natur hat mehr als 60 Millionen Jahre gebraucht, um den Amazonas-Urwald aufzubauen. Wer irgend an Gott glaubt, kann nicht denken, dass der Schöpfer seine Freude daran hat, dass wir genau 60 Jahre benötigen, um dieses Kunstwerk, ein gigantisches Biotop, mit Kettensägen und Brandrodung ein für alle Mal zu zerstören. Was wir machen, ist eine Querschnittlähmung durch den Motor der gesamten Evolution.

Welche Rolle hat denn der Mensch in der Natur?

Diese Rolle hat uns kein Theologe, sondern ein Biologe verdeutlicht: Charles Darwin im Jahre 1856 in dem Buch über die Entstehung der Arten. Wir sind Teil der Natur, nicht Herrscher darüber. In Indien hätte diese Erkenntnis keinen religiösen Schock ausgelöst. Im Christentum hingegen war die Herkunft des Menschen aus dem Gang des Lebens so viel wie der Einbruch des Atheismus. Eine Auflösung der Würde, die der Mensch sich vollkommen narzisstisch bis dahin zugesprochen hatte. Die Folge ist: Wir haben Charles Darwins Erkenntnis nicht genützt, um weiser zu werden oder um unsere Ethik zu korrigieren, sondern wir haben alles benützt, was wir naturwissenschaftlich über die Natur gelernt haben, zum Herrschaftswissen für eine verbesserte Ausbeutung.

Seit wann sind Sie Vegetarier?

Das ist nicht auf einen Schlag geworden, aber ich hatte zunehmend Skrupel, schon in den 50ern. Ich war damals 13, 15, 18 Jahre. Wen immer ich fragte von den Theologen, das heißt den Vikar und den Pastor, alle belehrten mich, es sei halt Gottes Wille: Ein Lebewesen lebt vom anderen, so ist das eingerichtet, und uns Menschen hat er das zur Verfügung gestellt. Diesen Irrsinn hat man 1992 noch in den Weltkatechismus für eine Milliarde Katholiken gedruckt: So soll man glauben! Es gibt da keine Skrupel, es ist der Wille Gottes und man muss ihm für die großzügige Gnade danken, dass man gerade eines der Tiere hat töten dürfen, weil sie doch so schmackhaft sind! Mitleid ist da offensichtlich fehl am Platze.

Unter welchen Voraussetzungen können wir denn Tiere nutzen?

Ich glaube, es ist vertretbar, von Tieren das zu nehmen, was sie geben, auch wenn das allzumeist im Zusammenhang ihrer eigenen Reproduktionsfähigkeit oder Brutpflege steht. Also Eier, Milch und die Produkte, die man daraus gewinnt. Das trägt nicht zur Qual der Tiere bei, jedenfalls muss es das nicht. Die erste Bedingung allerdings, die ich daran knüpfe, ist eine artgerechte Tierhaltung. Mich ärgert es nicht nur, ich finde es skandalös, dass wir ein Tierschutzgesetz haben, das im Umgang mit Wirbeltieren wenigstens, artgerechte Tierhaltung befiehlt, und wir dann folgenlos mit anschauen zu sollen, wie man Tiere, Hühner beispielsweise, zu Hunderttausenden in Käfigen hält. Nur damit sie als Schlachtvieh und als Eier legende Maschinen in Frage kommen. Es ist unerhört!

Historisches Gemetzel noch heute - aus Tradition..

Von der Einheit der Natur

Prof. Hans-Peter Dürr ist ein prominenter Physiker. Er war langjähriger Direktor des Werner-Heisenberg-Instituts und in jungen Jahren auch Mitarbeiter von Werner Heisenberg. Er ist zugleich ein weltweit bedeutender Sprecher der Umwelt- und Friedensbewegung, Träger des alternativen Nobelpreises und Gründer von Global Challenges Network. Christian Sailer hat ihn vor einiger Zeit am Rande einer Internationalen Tagung zu einigen interessanten Fragen des neuen Weltbilds der Physik interviewt:

Interview mit dem Physiker Hans Peter Dürr

Frage: Herr Prof. Dürr, wir haben in der abendländischen Geistesgeschichte eine Entwicklung vor uns, die dazu führte, dass im Grunde genommen alles zerstückelt wurde, was ursprünglich einmal als Einheit gesehen wurde: dass zwischen Materie und Geist eine Trennung stattfand, dass der Mensch als Krone der Schöpfung als das allein geistbegabte Wesen angesehen wurde, dass der Geist im Gehirn angesiedelt wurde. Alles andere war dann Materie, insbesondere auch Pflanzen und Tiere. Descartes betrachtete die Tiere als Maschinen, ihr Leiden als Quietschen einer Maschine. Dieser Materialismus, der zu dieser Tierverachtung und Naturverachtung geführt hat, scheint mir eigentlich schon vor rund 100 Jahren überwunden worden zu sein: durch die Quantenphysik. Nur hat es sich noch nicht herumgesprochen. Kann man davon ausgehen, dass das, was die Menschheit vielleicht in archaischen Zeiten fühlte, nämlich die Einheit der Natur, inzwischen sogar von der modernen Naturwissenschaft wiederentdeckt wurde?

Prof. Hans-Peter Dürr: Ja, es wurde vielleicht wiederentdeckt, aber es ist nicht rezipiert worden, weil es so fremd ist. Wir sind dem Materialismus so eng verbunden, dass wir uns schwer davon trennen. Und insbesondere seit der Aufklärung haben wir eigentlich den Eindruck gehabt, dass die materialistische Betrachtung der Welt ungeheure Vorteile für uns bringt, weil sie uns erlaubt, gewissermaßen die Zukunft vorauszuberechnen, weil in dieser materialistischen Anschauung die Materie etwas war, was primär ist, was unveränderlich ist, aber die Anordnung der Materie durch Naturgesetze bestimmt ist, die streng gültig sind. Und man sagte: Gut, ich kann auf diese Weise vorausberechnen, was in Zukunft passiert, wenn ich die Gesetze genau kenne, und ich kann zurückgehen. Nun, das war wunderbar, weil man nun glaubte, man kriegt die Natur in den Griff. »In den Griff bekommen« heißt, wir haben Kontrolle darüber. Aber die Schwierigkeit war selbstverständlich: Wenn die Natur eine Maschine ist, dann kann der Mensch doch nicht in dieser Natur sein, denn wir trauen uns doch zu, dass wir einen eigenen Willen haben.
Das hat also dazu geführt, den Menschen aus der Natur herauszunehmen und ihn sozusagen gottähnlicher zu machen, gleichzeitig aber der übrigen Natur eigentlich ihre Göttlichkeit zu nehmen. Das hat zu dieser Spaltung geführt. Und die Frage war dann, wo gespalten wird. Es war dann nur der Mann, der mit Geist begabt ist; die Frau hat man zu den Tieren und den Pflanzen und der übrigen Natur gerechnet, die gar nicht wie eine Maschine ablaufen. Und wir können uns schlecht trennen von dieser Vorstellung, obwohl wir selbstverständlich so weit sind, dass jedenfalls die Frauen auch mit dazugehören, aber die Tiere lassen wir immer noch voll raus. Und das heißt, wir betrachten die übrige Welt eigentlich als eine Maschine, die wir für uns nutzen sollen oder der wir Befehle geben.
Obwohl die moderne Physik nun auch unsere Technik beherrscht – nämlich die Mikroelektronik, die Atombomben und die moderne Chemie brauchen diese neue Sichtweise –, hat die Vorstellung, die dahinter steckt, nicht Fuß gefasst. Wir denken noch im 19. Jahrhundert, obwohl wir Technologien haben, die 20. Jahrhundert sind. Und jetzt wollen wir das 21. Jahrhundert mit einer »Denke« gestalten, mit einer Technik, die 20. Jahrhundert ist. Das ist unser Problem heute.

Frage: Im Grunde genommen könnte man sagen, dass das, was die Quantenphysiker vor hundert Jahren gefunden haben, nämlich dass es Materie in dem bisher verstandenen Sinn gar nicht gibt, sondern dass alles Energie ist, dass alles letztlich Geist ist, Information ist. Könnte man angesichts dieser Entdeckungen sagen, dass die Trennung zwischen Körper und Seele, die ja zu dieser verhängnisvollen Entwicklung führte, eigentlich irreal ist? Und dass dies ökologische Folgen hat auch für die Behandlung des Tieres durch den Menschen, für das Verhältnis zwischen Mensch und Natur?

Prof. Hans-Peter Dürr: Es ist viel tief greifender. Die Revolution, die stattgefunden hat, hat nicht nur gesagt, die Materie ist verschwunden, es ist auch die Energie verschwunden. Es hat sich herausgestellt: Das ontologische Weltbild gilt nicht mehr, in dem es heißt, es existieren Dinge, ob das nun Zeichen sind oder ob das Energie ist, sondern es gibt nur Verbindung, es gibt nur eine Verbundenheit, ohne dass die Verbundenheit an irgend etwas geknüpft ist, was wir begreifen können. Und wir haben keine Sprache dafür. Wir haben schlicht keine Sprache dafür. Etwas, das nur Verbundenheit sagt, ohne dass es sagt, was womit verbunden ist; das Grundelement der Wirklichkeit ist nicht Realität in dieser Wirklichkeit, sondern schlicht Verbundenheit.

Die kleinsten Elemente sind nicht materielle und energetische Einheiten, sondern ich nenne sie manchmal »wirks«, weil sie Teile der Wirklichkeit sind, die wirken, ohne dass sie materiell sind. Das können wir als eine Art Feld betrachten, das im Hintergrund ist. Wir sind eben ein Meer, das selbst nicht materiell ist, und die Wellen auf dem Meer; darauf türmt sich praktisch die Materie, d. h. die Materie ist wie die Schlacke des Geistes. Der Geist, der holistisch ist der Natur nach – das ist der Grund, warum wir ihn nicht begreifen können –, ist das eigentliche, was uns zusammenhält. Wenn wir miteinander reden, dann ist es nicht so, dass wir jetzt agieren auf die Licht- und Schallwellen, die wir austauschen, sondern die Worte sind nur geeignet, uns zu erinnern an etwas, was wir eigentlich schon wissen und in unserer eigenen Erfahrung ausgraben. Wir begegnen uns sozusagen im Geistigen, und die Worte sind nur dazu da, uns zu verständigen, wo wir uns begegnen wollen.

Frage: Im Grunde genommen, um das Wort »Schlacken« aufzugreifen, sind wir alle gewissermaßen »Schlacken« ein- und desselben Geistes, ein- und derselben Einheit. Kann man das so sehen?

Prof. Hans-Peter Dürr: Ja, der Geist, das Zusammenhängende, ist eigentlich das Primäre. Es ist heute mehr die Frage, wie kommt es denn, dass dieses Zusammenhängende, nicht Auftrennbare, für uns in unserer Vorstellung als aus vielen Teilen bestehend betrachtet wird? Und es ist ja auch nicht richtig, wir beide sind eigentlich ein- und derselbe, aber da ist schon etwas dazwischen, wo wir den Eindruck haben, wir haben schon einen bestimmten Abstand. Und das ist das Geheimnis. Was macht eigentlich der Abstand? Der Geist ist nämlich nicht getrennt, sondern unsere Körperlichkeit, die »Schlacke«, ist getrennt, aber nicht das, worauf sie schwingt.

Frage: Wenn alle Lebewesen Teile ein- und desselben Geistes sind und sie gehen gegeneinander los, wie z. B. in Kriegen die Menschen aufeinander oder die Menschen auf die Tiere, dann müsste man eigentlich sagen, dass sie sich gleichzeitig auch selbst verletzen.

Prof. Hans-Peter Dürr: Das ist richtig. Das heißt, wir wissen nicht, wie gut die Kommunikation im Geistigen ist. Da gibt es also wahrscheinlich auch etwas, was näher und entfernter ist, aber nicht im örtlichen Sinne. Der Grad der Verbundenheit ist irgendetwas anderes, es ist vielleicht mehr wie wir es von unserem Handy kennen. Wenn die Wellenlänge meines Handys in die Nähe des anderen kommt, dann habe ich eine Kommunikation. Und wenn ich etwas weg bin davon, dann habe ich keine Kommunikation. Der Abstand ist gar nicht das Wesentliche. Wir haben also engere und weniger enge Verbindungen. Aber das Leid in der Welt, wo immer es stattfindet, das tangiert mich selber auch. Denn mein Leid ist nicht abgetrennt davon. Deshalb ist eigentlich das Mitgefühl die Compassion - nicht? Dieses Mit-dem-anderen-Fühlen hat nichts mit Altruismus zu tun. Es ist ein Schmerz, den ich unmittelbar empfinde, weil ich merke, es ist so, wie ich es empfinde, wenn meinen großen Zehen was passiert. Dann sage ich nicht, ich habe altruistisches Mitgefühl mit meinen großen Zehen; es tut mir selbst weh, obwohl der große Zeh von meinem Kopf sehr weit entfernt ist. So sind wir praktisch mit allem verbunden. Und deshalb gilt: Wenn die Welt leidet, wie der Dalai Lama auch sagt, wenn irgendetwas in der Welt leidet, dann leide ich mit, aber ich weiß nicht, was der Grund ist. Ich werde deprimiert und ich weiß nicht, warum; ich habe alles, was ich brauche, aber irgendetwas ist da, was mich unglücklich macht. Und das hat mit dem Gefühl zu tun – ein Gefühl, das sehr tief ist.

Frage: Nicht Sentimentalität, sondern ein ontologisches Gefühl im Grunde genommen.

Prof. Hans-Peter Dürr: Ja, ganz ganz tief angelegt, das uns erinnert an unsere gemeinsame Wurzel; und wir interpretieren das immer mit einer weltartigen Größe, die mit uns in Wechselwirkung tritt. Aber es ist keine Wechselwirkung, weil wir mit uns selbst sprechen. Nur in zwei verschiedenen Personen. Das heißt, in mir steckt etwas von Ihnen und in Ihnen steckt etwas von mir. Und wir haben ein Selbstgespräch, das den anderen gewissermaßen miteinbezieht.

Frage: Und das gilt nicht nur unter den Menschen, sondern das gilt auch zwischen den Menschen und den Tieren.

Prof. Hans-Peter Dürr: Ja, und da ist es vielleicht so, dass wir gegenüber Menschen, insbesondere gegenüber solchen, die wir besonders gut kennen, sozusagen einfühliger sind, wo wir hinhören müssen. Also so, wie wenn ich einen Radioapparat habe und weiß, wo ich den Sender einstellen muss, damit ich meine Lieblingsmusik hören kann, und wo ich Nachrichten habe – obwohl die Sendung dauernd läuft; aber ich sensibilisiere mich für eine ganz bestimmte Wellenlänge. Und dann trete ich in Verbindung. Und die kann ich vermutlich erzeugen, d. h. ich sage0 ,ich fühle mich verbunden, und dann fange ich an, das Signal irgendwo aufzufangen bzw. mich dort zu sensibilisieren, wo der andere gerade schwingt. Aber das Schwingungsfeld ist immer da, wie die Radiowellen um uns herum. Der Sender stoppt ja nicht, wenn ich den Radioapparat abdrehe.

Vielen Dank, Herr Prof. Dürr, für dieses Gespräch.

Mit Genehmigung des Verlags DAS WEISSE PFERD GmbH, Marktheidenfeld, Deutschland, Altfeld, Max-Braun-Straße 2, 97828 Marktheidenfeld, Fax: 09391 / 504-210 http://www.das-weisse-pferd.com - E-Mail: info@das-weisse-pferd.com

Wenn Menschen Tiere qualvoll sterben lassen

Hamburgs Polizei ermittelte im vergangenen Jahr in 145 Fällen gegen Tierquäler. Manche Täter sind mit der Haltung überfordert, andere handeln aus Sadismus. Auf jeden Fall ist es eine Straftat, die mit bis zu drei Jahre Haft geahndet werden kann. Doch dazu kommt es selten.

Die Akten, die sich im Büro der Kriminalhauptkommissarin Susanne Tillmann stapeln, enthalten grausame Fotos. Die Bilder zeigen Tiere, die gequält wurden. Manche wurden erschlagen, wie der Hund, der Ende August aus dem Veringkanal gezogen wurde, andere wurden aus dem Fenster geworfen oder angesteckt. Susanne Tillmann fahndet nach den Tätern. Ihnen drohen bis zu drei Jahre Haft. Ein Tier unnötig zu töten oder ihm unnötig Leiden zuzufügen, ist eine Straftat. In Hamburg werden die Fälle bei der Wasserschutzpolizei bearbeitet. 145 Fälle waren es im vergangenen Jahr.

Es ist nicht immer Sadismus, der Menschen zu Tierquälern macht. Das zeigt das Schicksal eines kleinen chinesischen Palasthundes. Sein Frauchen hatte den Shi-Tzu einfach nicht mehr gebürstet. Das Fell wurde immer länger, es verfilzte. Schließlich saß das Tier wie in einem Filzpanzer fest. Nachbarn riefen die Polizei. „Hier ist ein Hund, der sieht aus wie ein Wisch-mopp“, hatten sie gemeldet. Das Tier, von dem das Frauchen sagte, dass es faul sei und stinke, wurde geschoren. Hervor kam ein kleiner Hund mit einer abgestorbenen, schon skelettierten Pfote. Das verfilzte Haar hatte sie abgeschnürt. 1200 Euro Geldstrafe musste die Halterin wegen der Tierquälerei zahlen. „Die Frau war sich keiner Schuld bewusst. Sie weiß vermutlich bis heute noch nicht, was sie falsch gemacht hat“, sagt Tillmann.

Fälle von Tierquälerei durch Unterlassung

In einem anderen Fall starben 18 von 60 Galloway-Rindern auf einer Koppel in Bergedorf. Der Besitzer hatte geglaubt, robuste Tiere zu halten, um die man sich nicht zu kümmern brauchte. „Die Rinder waren an Entkräftung, Unterernährung und Parasiten gestorben“, sagt die Polizistin.
Fälle von Tierquälerei durch Unterlassung kommen häufig vor.
Da verhungern Wellensittiche in der Wohnung oder Hunde verenden in Autos, die stundenlang in der prallen Sonne standen.
In einigen Fällen ist es Überforderung, die einen Menschen zum Tierquäler werden lässt.
So wie im Fall einer zweifachen Mutter, die unter wirtschaftlichen Druck stand und ihren Hund loswerden wollte. Sie fesselte ihn kurzerhand mit Klebeband und steckte ihn in ein Kleid. Das Bündel beschwerte sie mit Steinen und versenkte es in einem Teich. Susanne Tillmann konnte die Frau überführen. Ein Schild im Kleid führte auf ihre Spur.

Es gibt beim Quälen nichts, was es nicht gibt

Oft sind auch Kinder die Täter. In einem Fall fischten Jugendliche einen Koi-Karpfen aus einem Teich. Sie schnitten ihm die Flossen ab, stachen dem Tier die Augen aus und warfen den Fisch zurück ins Wasser.
In Rahlstedt sammelten Kinder Igel, setzen sie auf die Straße und sahen zu, wie sie überfahren wurden.
Aus einem Hochhaus im selben Stadtteil warfen drei Jugendliche einen Pinscher aus dem zehnten Stock. Der Hund starb. Bei der Polizei sagten sie, das sei nicht so schlimm. Sie wollten ihr Taschengeld zusammenlegen und einen neuen Hund kaufen. Sie dachten, der Fall sei damit erledigt.
„Es gibt beim Quälen nichts, was es nicht gibt“, sagt Tillmann. Aber auch Erwachsene fallen auf. So wie der Vater eines behinderten Mädchens, der gerade erst aus dem Gefängnis kam.
Die neue Katze seiner Tochter wollte der Mann nicht. Er erschlug das Tier vor den Augen des Kindes. Das verstörte Mädchen erzählte davon in der Schule. Die Lehrerin erstattete Anzeige. Der Vater entpuppte sich als ein ruppiger Gewalttäter.

64,8 Prozent der 145 Taten des vergangenen Jahres wurden aufgeklärt

„Solche Menschen haben wenig Gespür für die Leiden anderer, insbesondere für Tiere“, sagt Tillmann.
Der Mann behauptete, die Katze hätte ihn angegriffen. Die Ausrede half ihm nichts. „Wir arbeiten sehr gut mit anderen Behörden zusammen“, sagt die Hauptkommissarin. Im Hygieneinstitut werden tote Tiere von Veterinären untersucht. In schwierigen Fällen hilft die Gerichtsmedizin. Im Fall der Katze konnte nachgewiesen werden, dass das Tier den Mann auf keinen Fall angriff, als er zuschlug. Vielmehr, so zeigten die Verletzungen, hatte die Katze versucht sich zu verkriechen. Sechs Monate Haft ohne Bewährung lautete das Urteil gegen den Täter. Es ist ein schwacher Trost zu wissen, dass die meisten Fälle von Tierquälerei in Hamburg ermittelt werden. 64,8 Prozent der 145 Taten des vergangenen Jahres wurden aufgeklärt. Die meisten Taten, so glaubt die Ermittlerin, blieben jedoch unentdeckt.

Von André Zand-Vakili, 15. September 2007, WELT ONLINE - Wenn Menschen Tiere qualvoll sterben lassen - URL:http://www.welt.de/hamburg/article1186632/
Wenn_Menschen_Tiere_qualvoll_sterben_lassen.html

Und immer nur die Hunde ...

"Aufgrund aktueller Vorfälle appellieren wir erneut an alle Hundehaltereinnen und Hundeführerinnen, auch weiterhin darauf zu achten, dass Ihr Hund seine Notdurft weder auf Straßen und Gehwegen, noch in fremden Vorgärten oder in öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen verrichtet. Die Kothaufen der Hunde müssen entfernt und ordnungsgemäß entsorgt werden.
Zu Ihrer Unterstützung sind an vielen Stellen Stationen zur Entnahme von Hundekotbeuteln installiert.
Weiterhin weisen wir darauf hin, dass in Grün- und Erholunsanlagen Hunde an der Leine zu führen sind.
Auf Kinderspielplätze dürfen Hunde nicht mitgenommen werden."

Wiederholte amtliche Bekanntmachungen mit Apppellen an Hundehalterinnen und Hundeführerinnen vermitteln den Eindruck, dass es sich hierbei um ein ernsthaftes Problem handelt welches fortbesteht, weil es Hunde gibt. Und weil deren Halter unverbesserliche Ignoranten an Rücksichtnahme sind.
Zur Klarstellung, wenn jemand die Hinterlassenschaft seines Hundes nicht entfernt, ist das weder rücksichtsvoll noch in Ordnung.
Von den ständigen einseitigen Botschaften wird aber auch ein Klischee bedient, welches Hundeführer der Annahme aussetzt, dass dieser Hund, den sie führen, seine Notdurft alsbald verrichten werde, in die man dann hineintritt.
Letztlich ausgelöst und verallgemeinert durch wenige Menschen, die verantwortungslos ihren Hund ausführen. Diese nachlässigen, rücksichtslosen Menschen wird man nie erreichen, weder durch Presseveröffentlichung noch durch Hinweisschilder, Hundeführerschein oder Polizeiverordnung.
Anzuerkennen sind aufgestellte Kotbeutelspender von denen eine bessere Motivation ausgeht.
Der Punkt ist aber nicht das Thema Hundekot. Damit wird man bei Spaziergängen kaum berührt. Wohl aber mit dem anderen Abfall, den menschlichen Wertstoffen, die überall herumliegen, auf Wegen und insbesondere in der Nähe von Bänken, durch Flaschen, z.T. Scherben, Dosen, Imbiss-Verpackungen, Plastik- und Papiertüten, gebrauchte Taschentücher, auch menschliche Notdurft mit Tachentüchern markiert, usw. Dinge, die tage- und wochenlang in der Gegend liegen und nicht nur das Wohlbefinden beeinträchtigen sondern auch für Besucher kein einladendes Bild abgeben.
Weil diese Situation so deutlich augenfällig ist und das Thema Hundekot bei Weitem übersteigt, gelangt man zu der Auffassung, dass die Prioritäten nicht richtig gesetzt werden.